Wie kannst du die Bibel möglichst Gewinn bringend lesen? Was kannst du tun, um typische Fehler beim Lesen und Interpretieren zu vermeiden? Unsere Bibellesetipps zeigen dir, worauf du achten kannst und wie das Lesen der Bibel richtig spannend und interessant bleibt.
Bibellesetipps
Tipps und Hinweise zum allgemeinen Umgang mit der Bibel
Tipps zum Lesen der unterschiedlichen Bibel-Genres
Die einzelnen Bücher der Bibel gehören nicht alle derselben Literaturgattung an. Tatsächlich lassen sich sowohl die Bücher der Bibel selbst als auch die darin enthaltenen Passagen unterschiedlichen Genres zuordnen.
Christen sollten es vermeiden, die Bibel so zu lesen, wie Muslime den Koran. Der Koran enthält zum Beispiel keine Erzählungen, sondern besteht aus Offenbarungen, die der Prophet Mohammed direkt von Allah empfangen und niedergeschrieben hat. Der Koran hat für Muslime geradezu „sakramentalen Charakter“. Im Islam ist das Wort Gottes nicht Mensch geworden, wie im Christentum, sondern Buch.
Auch Christen verstehen die Bibel als Gottes offenbartes Wort. Allerdings geht es hier eher um das Wort an sich als um seine Verkörperung in Buchform. Ausserdem hat Gott den unterschiedlichen Verfassern der biblischen Bücher den Text nicht Wort für Wort diktiert. Vielmehr entstanden die biblischen Bücher durch göttliche Inspiration (vgl. 2. Timotheus 3,16-17; 2. Petrus 1,20-21). Gott gefiel es, uns sein Wort mittels Erzählungen und Berichten, in Form von Briefen, Poesie, Sprichwörtern oder symbolträchtigen Bildern und dergleichen zu offenbaren.
Ein sehr großer Teil der Bibel besteht aus Erzählungen über Menschen, die sich auf die eine oder andere Weise in einer herausfordernden Lage befanden und wie sich diese Spannung für sie am Ende auflöst.
Diese Erzählungen haben einen echten historischen Hintergrund und berichten von Personen, die tatsächlich gelebt haben.
Die biblischen Gesetze bzw. Gebote sollten vor dem Hintergrund verstanden werden, dass das Volk Gottes in einer Bündnisbeziehung mit Gott steht und ihm gehört. Es ist hilfreich, die Gebote Gottes in folgende drei Kategorien einzuteilen:
Das Moralgesetz
Hier handelt es sich um Gebote Gottes, die im Alten wie im Neuen Testament für alle Menschen gleichermassen Gültigkeit haben, wie zum Beispiel die Zehn Gebote. Alle diese Gebote lassen sich wie folgt zusammenfassen: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.
Das Zeremonialgesetz
Eine Vielzahl von Geboten, die in der Bibel erwähnt werden, haben mit bestimmten jüdischen Reinigungsvorschriften, der Beschneidung, der Klassifizierung von reinen und unreinen Tieren und bestimmten Opfervorschriften zu tun. Gott hatte diese Gebote seinem Volk nach der Befreiung aus Ägypten am Sinai im Zusammenhang mit dem Bau der Stiftshütte gegeben – dem Heiligtum, in dem er selbst unter seinem Volk wohnen wollte.
Da Gott im Neuen Testament in der Person Jesu Christi unter uns Menschen wohnte und mit ihm ein neuer Bund eingesetzt wurde, sind diese Gebote, die mit dem Zeremonialgesetz zu tun haben, inzwischen überholt und haben für Christen in dieser Form ihre Gültigkeit verloren. Allerdings ist es hilfreich, sich den Neuen Bund eher als eine Art „Upgrade“ des Alten Bundes zu denken, da ja der Gottesdienst des Volkes Gottes weitergeführt wird – nur eben auf neue Art und Weise.
Das Zivilgesetz
Am Sinai hatte Gott darüber hinaus seinem Volk auch noch eine Reihe weiterer Gebote gegeben, die alle möglichen zivilrechtlichen Angelegenheiten regelten. Diese betrafen allerdings die Nation und das Volk der Juden im Besonderen, da diese einen unmittelbaren Bezug zum Land Israel hatten. Diese gelten nicht für Menschen anderer Herkunft, wenngleich man durchaus von bestimmten Prinzipien lernen kann.
Bei den Psalmen handelt es sich eigentlich um fünf Bücher mit inspirierten hebräischen Gebeten und Liedern, welche die ganze Bandbreite an menschlichen Empfindungen beinhalten. Das Besondere an den Psalmen als Wort Gottes ist, dass es sich hierbei nicht um Aussagen handelt, die Gott an uns Menschen richtet, sondern um Worte, die sich an Gott richten und Dinge, die über ihn gesagt werden.
Neben den Psalmen gibt es noch andere Texte, die im Stile der Poesie verfasst wurden, wie zum Beispiel das Hohelied Salomos. Das besondere Merkmal an biblischer Poesie ist die bewusst gefühlsbetonte Sprache.
Die biblische Weisheitsliteratur, wie zum Beispiel das Buch der Sprüche oder der Prediger (Kohelet), stellt für heutige Bibelleser – vor allem uns Westeuropäer – eine gewisse Herausforderung dar. Leicht können Aussagen missverstanden und falsch angewendet werden. Zum Beispiel werden mitunter Aussagen aus dem Buch Hiob als biblische Wahrheit zitiert, die im Argumentationsverlauf vom Verfasser eigentlich als falsche Lebensauffassung gedacht war! Manche Aussagen können auch verwirrend oder sogar widersprüchlich erscheinen:
„Antworte dem Toren nicht nach seiner Narrheit, damit nicht auch du ihm gleich wirst! Antworte dem Toren nach seiner Narrheit, damit er nicht weise bleibt in seinen Augen!“ (Sprüche 26,4-5)
Hierbei handelt es sich um keinen Widerspruch, sondern um eine Eigenart dieses Genres. Sprichwörter sind situationsbezogen und müssen von Fall zu Fall neu bewertet werden. Was in der einen Situation richtig ist, kann in der anderen völlig falsch sein. Und genau darum brauchen wir Weisheit – und Bücher wie diese, die uns dabei helfen, in den verschiedenen Situationen unseres Alltags weise Entscheidungen zu treffen und weise zu handeln!
Gleichnisse können mit einem Witz verglichen werden, bei dem es vor allem darum geht, die eigentliche Pointe zu verstehen. Von daher ergibt sich für den heutigen Bibelleser, der in einer ganz anderen Zeit und unter ganz anderen kulturellen Umständen lebt, eine nicht unerhebliche Schwierigkeit. Uns kann es leicht so ergehen, wie bei einem Witz, den uns jemand erzählt, und den wir nicht gleich auf Anhieb verstehen. Jeder kennt dieses Gefühl und wie es ist, wenn man einen Witz erst erklären muss, um seine Pointe zu verstehen.
Ähnlich ist es bei den Gleichnissen der Bibel. Nur wenn man mit den Umständen entsprechend vertraut ist, wird man sie auch richtig verstehen können.
Natürlich haben die Propheten im Alten Testament Zukünftiges vorausgesagt. Allerdings betrafen die Ereignisse, die sie ankündigten, vor allem deren unmittelbare Zukunft – nicht unsere! Der Grossteil alttestamentlicher Prophetie ist für uns bereits Geschichte und Vergangenheit und betraf die unmittelbare Zukunft Israels/Judas und anderer Länder, die das Nord- und Südreich umgaben oder unterdrückten. Um diese Prophetien im Einzelnen zu verstehen, müssen wir zurückblicken und uns erst einmal in die damalige Zeit und Umstände hineinversetzen.
Vor allem aber hat biblische Prophetie damit zu tun, dass Menschen von Gott dazu beauftragt wurden, eine bestimmte Botschaft an die eigenen Zeitgenossen zu richten. Im Wesentlichen ging es dabei darum, das Volk an den Bund und alles, was damit einherging, zu erinnern, den Gott mit Israel am Sinai geschlossen hat und besonders, welche Verpflichtungen sich daraus für das Volk ergaben – nämlich Gott und seinen Nächsten zu lieben! Oder, wie Jesus es ausdrückte: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch für sie! Das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern“ (Matthäus 7,12). Darum geht es vor allem anderen in den prophetischen Büchern der Bibel!
Die vier Evangelien im Neuen Testament sollten nicht im Sinne einer Biografie verstanden werden, wie wir sie heute im Bereich der Literatur vorfinden. Normalerweise konzentrieren sich heutige Biografien auf die zeitliche Abfolge von Ereignissen oder Erfahrungen im Leben von Personen. Moderne Biografien schildern vor allem eine Entwicklung oder einen Prozess, den Menschen durchliefen, um schliesslich zu der Persönlichkeit zu werden, für die sie heute bekannt sind.
Auch in der Antike gab es Biografien über das Leben von Menschen. Eine solche nannte man bios, wobei sich der Fokus hier vor allem auf die Worte und Taten einer bestimmten Person richtete. Den Verfassern einer bios ging es vor allem darum, ein ganz bestimmtes Bild zu zeichnen, wobei die chronologische Abfolge von Ereignissen eine untergeordnete Rolle spielte. Demzufolge sollte man nicht überrascht sein, wenn man diesbezüglich beim Lesen der Evangelien manche Unterschiede feststellt.
Die Briefe des Neuen Testaments entstanden aufgrund bestimmter Umstände, durch die sich die Verfasser veranlasst sahen – je nach Situation – korrigierend, warnend, ermutigend oder tröstend auf eine Situation zu reagieren. Für uns Bibelleser ist auch das Lesen der Briefe nicht ganz unproblematisch, da es sich hierbei meist so verhält, als würde man mitbekommen, wie eine Person telefoniert. Es ist manchmal nicht leicht herauszufinden, um welche Person es sich am anderen Ende der Leitung handelt und was diese sagt bzw. antwortet. Um die Briefe verstehen zu können, muss man daher zuerst die näheren Umstände verstehen und sich in sie hineinversetzen.
Eine andere Herausforderung besteht darin zu erkennen, inwieweit bestimmte Anweisungen nur die damaligen kulturellen Umstände betrafen oder ob sie darüber hinaus allgemeine Gültigkeit für alle Zeiten und Kulturen besitzen, wie z.B. die Praxis der Fusswaschung, der Kopfbedeckung, des Essens von Götzenopferfleisch, der Unterordnung der Frau unter die Führung ihres Mannes oder des Lehrverbots für Frauen.
Die Offenbarung ist nicht nur im Stile eines Briefes und einer Prophetie geschrieben, sondern vor allem der Apokalyptik. Missverständnisse und Fehlinterpretationen sind vorprogrammiert, wenn man mit dieser Literaturform nicht vertraut ist, was aber für die meisten von uns wohl der Fall sein dürfte. Hierbei handelt es sich um ein sehr spezielles Genre, das zwischen 200 v.Chr. und 200 n.Chr. den Juden und Christen sehr vertraut war.
Bei der Apokalyptik geht es darum, wie Gott auf sehr drastische und spektakuläre Weise das Ende der Geschichte herbeiführt, wobei das Gute triumphieren und das Böse gerichtet wird. Die Botschaft wird in einer Vision geschaut, die zahlreiche eindrucks- und fantasievolle Bilder enthält, die allerdings mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben und quasi als Verschlüsselungscode fungieren.
Um die Botschaft der Offenbarung verstehen zu können, muss man daher zuerst einmal klären, wie Christen im ersten Jahrhundert dieses apokalyptische Buch verstanden. Bei näherer Untersuchung des Textes wird nämlich schnell deutlich, wie sehr die Botschaft der Offenbarung mit dem damaligen geschichtlichen und kulturellen Umfeld verknüpft ist.
Da das Buch der Offenbarung aber auch prophetische Elemente beinhaltet, stellt sich zwangsläufig die Frage, inwieweit die angekündigten Dinge auch über die Ereignisse im ersten Jahrhundert hinaus ihre Erfüllung finden.
Für ein rechtes Verständnis der Offenbarung ist ferner nötig, dass einem das Alte Testament sehr vertraut ist. Ein Blick ins Alte Testament kann darum sehr viel erhellender sein als ein Blick in die Nachrichten-App …
Tipps zum persönlichen Bibelstudium
Aus den vorangegangenen Beschreibungen und Hinweisen ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit, die Bibel regelmässig für sich selbst zu studieren. Wie will man einen Text, wie zum Beispiel den vom Aufenthalt Paulus‘ in Athen (vgl. Apg 17,16 ff.), wirklich verstehen, wenn man nicht weiß, welche Ansichten epikureische und stoische Philosophen vertraten, oder was es mit dem Altar für den „unbekannten Gott“ eigentlich auf sich hatte, oder man keinerlei Vorstellung vom antiken Athen mit all den Göttern, Statuen, Altären und Tempeln hat?
Es versteht sich darum von selbst, dass man sich immer wieder bewusst Zeit nehmen muss, um die jeweiligen Texte der Bibel zu erforschen und deren Bedeutung sorgfältig zu studieren. Zwar sind auch entsprechende Vorträge oder Bücher sehr hilfreich, doch können diese den Wert eines persönlichen Bibelstudiums niemals ersetzen.
Um herauszufinden, um was es in den jeweiligen Büchern der Bibel geht und in welcher Beziehung diese zu unserem eigenen Leben stehen, hat sich die folgende Vorgehensweise nach dem EVA-Prinzip vielfach bewährt:
Im ersten Schritt des Bibelstudiums geht es einzig darum, die Dinge in einem Abschnitt überhaupt erst einmal wahrzunehmen, die erwähnt werden. Leider gleichen wir, was unsere Beobachtungsgabe betrifft, eher einem „Dr. Watson“ als einem „Sherlock Holmes“. Wir sind schon stolz, wenn uns einige Dinge in einem Text auffallen. Doch wie „Dr. Watson“ übersehen wir noch viel zu viele und entscheidende Dinge, sodass wir ein ums andere Mal zu einer falschen Schlussfolgerung gelangen.
Beim Bibellesen geht es zunächst einmal darum, zu einem regelrechten „Sherlock Holmes“ zu werden, dessen aufmerksamem Blick nichts entgeht. Werde ein Meister im Beobachten! Alles beginnt damit ausschliesslich zu beobachten. Drehe jeden Stein um! Entwickle einen Blick für die Details! Markiere Orte, Personen, Gegenstände und wichtige Begriffe im Text in unterschiedlichen Farben! Vergleiche den Text mit dem, wie er in anderen Bibelübersetzungen wiedergegeben wird! Mache dir reichlich Notizen! Und stelle dabei immer wieder „W-Fragen“ an den Text, wie zum Beispiel:
Erst dann, wenn du dir sicher bist, dass dir nichts entgangen ist und du dich sorgfältig mit dem Text („Tatort“) beschäftigt hast, gehe zum nächsten Schritt über …
Nun ist es an der Zeit, all die Dinge auszuwerten, die man beobachtet hat und die einem aufgefallen sind. Dies geschieht dadurch, dass man den Dingen auf den Grund geht und nach Erklärungen sucht. Es gilt, den Text zu interpretieren und wirklich zu verstehen.
An dieser Stelle kommt man ohne die entsprechenden Werkzeuge nicht weit. Man steht ziemlich schnell auf dem Schlauch, wenn man eine Lampe anbringen will und einem lediglich ein Hammer zur Verfügung steht. Genauso verhält es sich beim persönlichen Bibelstudium. Hierzu benötigt man gleich einen ganzen Werkzeugkasten, um für die vielfältigen Aufgaben entsprechend ausgerüstet zu sein. Wie weit kommt man wohl bei einer Schatzsuche ohne Schatzkarte, Spaten und Schaufel?
Hast du schon einmal den Unterschied kennengelernt, wie es ist, mit Werkzeug aus dem Sparangebot des Discounters um die Ecke zu arbeiten oder mit echtem Qualitätswerkzeug? Dann hast du in etwa eine Vorstellung davon, wie es ist, seine Bibel mit „dem kleinen Bibellexikon“ zu studieren, das man gerade günstig geschossen hat oder einem echten qualitativ hochwertigen Bibellexikon. Spare darum beim Bibelstudium nicht am falschen Ende! Wie viel Freude wirst du wohl haben, wenn du ständig mit Werkzeug arbeiten musst, das den Anforderungen einfach nicht genügt?
Um den geschichtlichen und kulturellen Hintergrund zu erforschen, bedarf es folglich mehr als der Gratis-Bibel-App aus dem Google-Play Store. Auch sollte man nicht meinen, dass man mit einer Studienbibel allein ein umfassendes Bibelstudium bewältigen könnte. Tatsächlich werden gleich mehrere Studienbibeln erforderlich sein, da jede Studienbibel auf ganz bestimmte Anforderungen beim Bibelstudium zugeschnitten ist.
Ein typisches Beispiel für eine falsche Anwendung der Bibel ist die Praxis, in wichtigen Lebensfragen und Entscheidungen „ein Vlies“ auszulegen (vgl. Richter 6,36-40), um ständig irgendwelche Zeichen zu bitten. Der Zusammenhang zeigt, dass Gott bereits klar und deutlich seinen Willen kundgetan hatte und Gideons Vorgehensweise eher ein Ausdruck von Unglauben und Zweifel war. Das sollten wir uns wohl kaum zum Vorbild für das eigene Leben nehmen. Ausserdem lässt diese Praxis völlig ausser Acht, dass Jesus an Pfingsten den Heiligen Geist gesandt hat, der unser Beistand ist und den wir jederzeit um Führung bitten dürfen (vgl. Johannes 14-16). Darüber hinaus ist es Gottes Absicht, uns seinen Willen zu zeigen, indem er uns mit Weisheit und geistlichem Verständnis erfüllt (vgl. Kolosser 1,9) und nicht in der Deutung irgendwelcher Zeichen im Alltag.
Dieses Beispiel soll verdeutlichen, warum wir beim Lesen der Bibel nie sofort zur persönlichen Anwendung kommen sollten. Auch dies stellt einen „unsachgemässen Gebrauch“ dar, was wir vermeiden sollten. Vor der persönlichen Anwendung müssen wir sicherstellen, dass wir zuvor durch sorgfältige Beobachtung und indem wir uns darum bemüht haben, die Aussage eines Textes wirklich zu verstehen, auch in der Lage dazu sind, die richtigen Schlussfolgerungen für unser Leben daraus zu ziehen.
Was die persönliche Anwendung der Bibel betrifft, sollte uns 2. Timotheus 3,16 vor Augen stehen: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit …“ Dementsprechend sollten wir uns im letzten Schritt des Bibelstudiums fragen:
- Was wird in diesem Abschnitt über Gott, den Menschen, diese Welt usw. gelehrt?
- Inwiefern wurde ich während meines Bibelstudiums „überführt“ und fühlte mich irgendwie selbst „ertappt“?
- Inwiefern weist mich der Abschnitt zurecht? Wo muss ich mich und mein Verhalten konkret ändern?
- Inwiefern hat mich der Abschnitt unterwiesen, was Gottes Gebote betrifft? Welche Anweisungen oder Verheißungen betreffen mich und mein Leben? Welche neuen Einsichten habe ich gewonnen?
Ohne Gebet ist das Lesen der Bibel nicht mehr als informativ und das Studieren der Bibel nichts weiter als eine Methode. Beim Bibellesen/-Studieren geht es um eine Begegnung mit dem lebendigen Gott, denn wir beschäftigen uns mit dem, was er zu uns sagt.
Verstehe das Lesen und Studieren der Bibel als eine Einladung, mit Gott ins Gespräch zu kommen! Denke sorgfältig darüber nach, was du liest und studierst. Überlege, was dies für dich und dein Leben bedeutet und welche Konsequenzen es hat. Lass dich darauf ein und denke Gottes Gedanken nach!
Und schliesslich: Lerne, Gottes Wort zu beten. Natürlich dürfen wir Gott all das sagen, was uns auf dem Herzen liegt und können ganz frei und ungezwungen mit ihm reden. Aber manchmal fehlen uns auch einfach die Worte und wir wissen nicht, was wir sagen sollen. Und gerade dann, wenn wir verwirrt sind und nicht klarsehen, ist es gut, mit den Worten der Bibel zu beten und sich gedanklich mit ihnen „zu füllen“, damit wir auch dieselbe Sprache sprechen wie Gott.
Tipps zu Bibeln, Kommentaren & Co.
Folgende Bibeln, Nachschlagewerke und Hilfsmittel gehören zu einem gut sortierten „Werkzeugkasten“ fürs Bibelstudium:

Besonders empfehlen möchten wir die „Neue evangelistische Übersetzung“ (NeÜ). Diese Bibel ist ein sehr guter Kompromiss zwischen wörtlicher Genauigkeit und moderner, verständlicher Sprache. Im Vergleich zu anderen kommunikativen Bibelübersetzungen kommt sie mit sehr viel weniger Worten aus, ohne dabei an Verständlichkeit einzubüssen.
Diese Bibelübersetzung in Kombination mit sowohl einer eher „wörtlichen“ (Wort-für-Wort) als auch einer „kommunikativen“ (moderne Sprache) Bibelübersetzung ist ein idealer Ausgangspunkt für das persönliche Bibelstudium. Die jeweils bekanntesten und gängigsten deutschen Bibelübersetzungen aus diesen Kategorien findest du unten aufgeführt.
„Wörtliche“ Übersetzungen

Schlachterbibel (Version 2000)

Lutherbibel (2017/1984)

Elberfelder Bibel (2006)
„Kommunikative“ Übersetzungen

Neues Leben Bibel

Gute Nachricht Bibel

Hoffnung für alle

Die derzeit umfangreichste Studienbibel, was die Anzahl an Kommentaranmerkungen, Artikeln, Tabellen und Registern betrifft, ist die Reformations-Studien-Bibel (3L Verlag). Der in evangelikalen Kreisen bekannte Name R.C. Sproul steht dabei für überaus fundierte und gesunde Lehre.
ISBN: 9783943440751

Eine weitere unverzichtbare Studienbibel ist die Thompson-Studienbibel (SCM R. Brockhaus) bzw. die Luther21 – F.C. Thompson Studienausgabe (La Buona Novella). Diese Studienbibeln zeigen wie keine andere Studienbibel durch deren umfangreiches und hervorragendes Verweissystem die jeweiligen Bezüge zu anderen Teilen der Bibel auf (Parallelstellen).
ISBN: 9783417257205

Auch an der Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel (SCM R. Brockhaus) führt letztlich kein Weg vorbei, wenn man sich ohne spezielle Kenntnisse in den Urtextsprachen (Hebräisch/Griechisch) den biblischen Text erschliessen will. Welche Bibelübersetzungsvariante im Zweifelsfall zu bevorzugen ist, lässt sich ohne dieses Hilfsmittel unmöglich entscheiden.
ISBN: 9783417252620

Die Begegnung fürs Leben-Studienbibel (SCM R. Brockhaus) orientiert sich eng am hier erwähnten EVA-Prinzip. Überaus hilfreiche und wirklich sehr leicht verständliche Kommentaranmerkungen mit einer starken Gewichtung zur persönlichen Anwendung, bieten gerade „Anfängern“ den idealen Einstieg ins Bibelstudium. Aber auch langjährige und im Bibelstudium erfahrene Christen werden auf diese Bibel immer wieder gerne zurückgreifen.
ISBN: 9783417257847

Das Lexikon zur Bibel (SCM R. Brockhaus) gehört eigentlich in jedes Bücherregal. Vor allem die neueste (grüne) und völlig neu überarbeitete Ausgabe (2013) ist jeden Cent wert. Dieses Lexikon bietet eine Fülle an farbigen (!) Karten und Informationen, die einem helfen, das zeitliche, geografische und kulturelle Umfeld der Bibel noch besser zu verstehen.
ISBN: 9783417265507

Das Illustrierte Handbuch zur Bibel (SCM R. Brockhaus) von J. Daniel Hays und J. Scott Duvall ist ein idealer Führer (Guide), der BibelleserInnen Schritt für Schritt durch die verschiedenen biblischen Bücher lotst und stets mit wichtigen Hintergrundinformationen versorgt.
ISBN: 9783417265668

Der Bildband Herders neuer Bibelatlas von Wolfgang Zwickel, Renate Egger-Wenzel und Michael Ernst ist ein höchst interessantes und informatives Nachschlagewerk. Es bietet leicht verständliche Erklärungen und einen sehr guten Einblick in die örtlichen und historischen Gegebenheiten der in der Bibel erwähnten Völker, Regionen, Länder und Orte.
ISBN: 9783451394508

Die Wuppertaler Studienbibel (SCM R. Brockhaus) ist ein Klassiker und seit langem ein überaus beliebter Kommentar.
ISBN: 9783417253641

Etwas anspruchsvoller und noch mehr in die Tiefe gehen die Einzel/Kommentarbände der Historisch-Theologische Auslegung (SCM R. Brockhaus/Brunnen Verlag).

Auch mit dem Wiersbe Kommentar zum Alten und Neuen Testament (CV Dillenburg/Mitternachtsruf, 5 Bände) bekommt man ein sehr hilfreiches Werkzeug an die Hand. Durch die lebensnahen Auslegungen eignet sich dieser Kommentar besonders gut für solche, die ins Bibelstudium gerade einsteigen.

Die rund 9.000 Seiten der Kommentarbände des Edition C Bibelkommentars (SCM R.Brockhaus) bieten geballtes Bibelwissen und überzeugen sowohl durch verständliche Sprache als auch reiche innerbiblische Querverweise.
ISBN: 9783417253658

Bibellesen mit Gewinn (CV Dillenburg) von Howard Hendricks und William Hendricks ist eine praktische Einführung in die verschiedenen Disziplinen/Methoden des persönlichen Bibelstudiums. Es folgt dem EVA-Prinzip (Erkennen, Verstehen, Anwenden) und enthält viele praktische Beispiele.
ISBN: 9783863536831

Viele Bibellesetipps auf dieser Seite finden sich noch sehr viel ausführlicher erklärt in Effektives Bibelstudium – Die Bibel verstehen und auslegen (Brunnen Verlag) von Douglas Stuart und Gordon D. Fee. Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, geht es in diesem Buch um keine bestimmte Methode zum Bibelstudium, sondern um ein grundlegendes Verständnis der in der Bibel verwendeten Genres.
ISBN: 9783765506024

Bibelstudium für Einsteiger (Betanien) von R.C. Sproul ist die ideale Ergänzung zu den beiden oben empfohlenen Büchern. Auch dieses Buch widmet sich keiner bestimmten Methode zum Bibelstudium, sondern der richtigen Herangehensweise an die Bibel. Der bekannte Theologe J.I. Packer sagte einst über dieses Buch: „Wenn ich der Teufel wäre, wäre ich höchst unerfreut über dieses Buch.“
ISBN: 9783935558891
Schon gewusst?
Die „Bibel“ auf deinem Smartphone, Computer oder in gedruckter Form als Buch ist eine deutsche Übersetzung des aus den hebräischen (und aramäischen) alttestamentlichen und griechischen neutestamentlichen Handschriften rekonstruierten Grundtextes. Hierbei liess man grösste Sorgfalt walten und hat sich bemüht, den ursprünglichen Text bestmöglich ins Deutsche zu übertragen. Je nachdem tendiert die von dir benutzte Bibelversion mehr zu Verständlichkeit und einer modernen Sprache oder zu einer „wörtlichen“ (eher Wort-für-Wort) Übertragung. Beide Ansätze sind gleichermassen von Bedeutung und haben ihre Berechtigung.
In jedem Fall ist die Bibel, die du liest, ein echtes Qualitätsprodukt von unvorstellbarem Wert. Man kann dir zum Besitz eines solch kostbaren Buches nur gratulieren! Sie ist seit langem ein absoluter Bestseller und noch immer das meistverkaufte Buch der Welt.

Die Bibel, wie sie uns heute in vielfältiger Form zur Verfügung steht, ist das Ergebnis langjähriger Bibelforschung und sorgfältiger Untersuchung der uns zur Verfügung stehenden antiken Handschriften (Kodexi) und Fragmente. Im Gegensatz zu anderen historischen Werken der Weltliteratur, von denen meist nur wenige Handschriften erhalten geblieben sind, können wir heute auf einen riesigen Fundus an biblischen Abschriften zurückgreifen.
Bis auf einige wenige Sätze, deren ursprüngliche Bedeutung sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen lässt, ist es heute aufgrund der Vielzahl an gefundenen Handschriften möglich, den ursprünglichen Text sehr gut zu rekonstruieren. Darüber hinaus hat die Bibelforschung gezeigt, dass der biblische Text (vor allem das Alte Testament) im Laufe der Jahrhunderte erstaunlich gut vervielfältigt wurde.
Gott hat demzufolge Sorge dafür getragen, dass sein Wort im Laufe der Zeit korrekt und zuverlässig überliefert wurde. Wir können uns absolut darauf verlassen, dass wir heute dieselbe Botschaft in der Bibel haben, die Gott ursprünglich vor Jahrhunderten durch seine Propheten und Apostel den Menschen übermitteln liess.
Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis einer Bibel zeigt, dass die Bibel streng genommen aus insgesamt 66 einzelnen Büchern besteht, die sich nach Art und Umfang zum Teil sehr unterscheiden.
Die Bibel gliedert sich in zwei Teile, dem Alten und Neuen Testament.
Manche Bibeln enthalten noch die „Spätschriften des Alten Testaments““(Apokryphen). Der Name „Apokryphen“ ist griechischen Ursprungs und bedeutet so viel wie „verhüllte Bücher“, „untergeschobene Bücher“. Sie sind den Schriften der Bibel nicht gleichgestellt, wenngleich „nützlich und gut zu lesen“ (Martin Luther).